14. Oktober / km 1717 / Osera de Ebro
Kannst Du Dich erinnern, wann wir das letzte Mal Rührei zum Frühstück hatten? …das gibt Kraft und wir starten in einen sonnigen, recht kühlen Sonntagmorgen.
Alles wirkt wie ausgestorben, kaum Verkehr, menschenleer, vieles steht zum Verkauf, die Läden geschlossen. Hin und wieder Industrieanlagen, heute stehen auch sie still.
Die Berge am Horizont schauen aus, als ob eine große Schere ihre Spitzen abgeschnitten hätte, so exakt wie mit dem Lineal gezogen.
Das Land ist im Vergleich zur Küste schon wesentlich brauner, felsiger und trockener geworden. Doch als wir über die Spitze eines kleinen Bergkammes fahren, denke ich, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein. Plötzlich regiert die Dürre und führt ein strenges Regiment. Jedes zarte Grün wird im Keim erstickt, nur noch braunes Gestrüpp kann überleben. Trockene Disteln, Steine, Plastikflaschen und jede Menge zerfetzte Autoreifen zieren den Straßenrand. Grau und weiß sind die vorherrschenden Farben.
Später in der Ebene Richtung Zaragoza wird es langsam wieder etwas fruchtbarer und grüner. Wir kreuzen den Jakobsweg, leider ohne pilgerndes Fußvolk.
Bis Zaragoza wollten wir fahren, doch das Wetter macht uns einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Der Wind wird so heftig, dass an ein Weiterkommen nicht mehr zu denken ist, direkt vor uns baut sich eine dunkelschwarze Gewitterfront auf. Wir brechen ab, nehmen fluchtartig ein Zimmer in einer Fernfahrerkneipe, wenige Minuten später beginnt der große Gewitterregen. Hinter der Scheibe ist das Unwetter über dem Ebro nun richtig spannend.
(Laut Wetterseite im Internet hat der Wind draußen die Stärke 8 mit Böen um 65 km/h … aber morgen soll angeblich wieder die Sonne scheinen)