20. Oktober / km 2433

20. Oktober / km 2433 / Plasencia (E)

Der Rio Tajo fließt mitten durch die Stadt und ich brauche vor der Abfahrt unbedingt noch ein Wasserpröbchen. Gar nicht so einfach – über Zäune und Mauern müsste man klettern, die ich vermutlich runter, aber nicht mehr hoch käme. Aber dann finden wir doch einen Zugang. Ein älterer Mann beobachtet mich und fragt wie es um die Wasserqualität steht? „Vor 50 Jahren da konnte man aus dem Fluss noch trinken. Schauen Sie sich heute das Wasser an…“  recht hat er! Plastikflaschen und Dosen säumen nicht nur dieses Ufer. „Die Straßenränder schauen ähnlich aus“, sage ich zu ihm… er nickt und setzt seinen Morgenspaziergang fort.

Die spanische Extremadura ist ein wunderschönes Fleckchen Erde. Den ganzen Tag rollen wir hoch und runter, durch die traumhaften Hügel. Moosüberwucherte Felsen, und Bäume , die manchmal komplett von Flechten überwachsen sind. Das Wetter ist uns hold. Nur rechter Hand türmen sich spektakulär die Wolken über dem Gebirge.

Extremadura

In der Mittagspause suchen wir das schöne Messer von Dieter… wir haben heute Abend das ganze Gepäck durchwühlt und es nicht mehr wiedergefunden. Traurig ist das, es hat 30 Jahre treue Dienste geleistet – wir müssen es in Talavera vergessen haben. Es ist der ideelle Wert, der schmerzt.

Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir Plasencia im Affenzahn. 8% Gefälle über zwei Kilometer, das rollt gut. Der Supermarkt hält Vorräte für den morgigen Sonntag bereit … ich kaufe wieder viel mehr, als wir essen können – das ist der große „Nimmersatt“ unser ständiger Begleiter.

19. Oktober / km 2283

19. Oktober / km 2283 / Talavela de la Reina (E)

Nach der gestrigen Aktion hat man über Nacht ganz schnell Schilder für uns aufgestellt.

extra für uns …

So bleiben wir schön auf kleinen unspektakulären Nebensträßchen, es hat kaum Verkehr, der angekündigte Regen ist ausgeblieben, nur dicke Wolken begleiten uns durch den Tag – und der Wind hat sich gelegt. !!!

Über die abgeernteten Felder und durch die vielen Olivenbaumhaine rechts und links des Weges springen ständig kleine Wildkaninchen davon. Es muss hier abertausende Kolonien geben, sie graben Loch an Loch…

Kaninchenhöhlen

Seitdem wir über die spanische Grenze gerollt sind, versuchen wir immer wieder, eine Landkarte von Spanien zu erstehen. Für Dieter´s Lenkertasche zur zusätzlichen Orientierung. Das würde vieles erleichtern. In Zeiten von Navi´s  ist das jedoch nicht so einfach. Tankstellen, Buchläden, Zeitungskioske, Reiseagenturen, Tabakläden, alles haben wir schon abgeklappert, wir ernten jedoch nur Kopfschütteln, „versuchen sie es mal dort und dort…“

Gestern hatten wir ja viel Zeit zum Shoppen, eine Landkarte verkauft uns nach wie vor keiner. Dafür sind wir an ganz vielen schönen Fischläden und Serranoschinkenläden vorbeigekommen. Erstaunlich wie viel Fisch es mitten in Spanien gibt und der Himmel hängt überall voller Serranokeulen …

Wir sind vollkommen angefixt und müssen heute Abend unbedingt Krabben puhlen…

war das so lecker

18. Oktober / km 2154

18. Oktober / km 2154 / Valdemoro (E)

Straßenbild noch vor dem eigentlichen Slumviertel

Neben der Autobahn – wir sind die ersten hier…

Frühstück mit Marmelade-/ Nutellabroten und? Na? Richtig: kalte Pizza vom Vorabend. Die Bestellung gestern grenzte eher an Größenwahn als an normalen Hunger, von dieser Menge Pizza werden mindestens drei spanische Großfamilien satt!

So zockeln wir langsam los, neben Nutella/ Marmeladengläsern, Knoblauch, Olivenöl, 750 g Nudeln, Soße, diversen Empanadas (gefüllte Teigtaschen), Käse, Schinken, Brot, 4 Liter Getränk … haben wir nun auch noch einen Pizzakarton unterm Arm, … also verhungern werden wir nicht …

Aus der Stadt heraus zu finden, das dauert … doch dann rollt es prima, Madrid wollen wir großräumig umfahren. Nur Alcalá ist eine der etwas größeren Städte. In der Mittagspause wähnen wir uns schon im sichern Abstand zur Hauptstadt.

Doch dann hört die Straße einfach im Ort auf, Schlaglochpiste, Steine …komisch. Na ja wird nicht lange so sein. Die Häuser ähneln relativ schnell irgendwelchen Baracken, Bauschutt, Müll. Wir sind von einer Minute auf die andere in einer anderen Welt, und diese ist unglaublich elend. Menschen sitzen an Feuern zwischen kaputten Grundmauern. Nee oder ? Wo sind wir? Das GPS schlägt diese als einzige Straße vor …

Ein Mann hält uns an: „hier gibt es nichts zu sehen“, kurz darauf zwei weitere. Einer will wissen wo wir herkommen, Alemania … seltsamerweise spricht er deutsch. „Hier ist kein guter Platz für Euch, zu viele Drogen. Nehmen Sie die Autobahn Richtung Madrid – schnell“. Das ganze Viertel ist ausgehungert, auf Drogen, und das nicht erst seit gestern…

Wir drehen um und nehmen ungerne aber notgedrungen die M 50, breit ausgebaut – die einzige Alternative zum „Slum“ – aber es gibt hier einen schönen breiten Standstreifen, den wir alleine benutzen dürfen. Nach circa 10 km hält uns die Straßenwacht an : „Dies hier ist kein guter Platz für Euch, Ihr dürft hier nicht fahren, das IST eine Autobahn …“

Neben uns verläuft seit ca. einem Km eine kleine Nebenstraße, auf die wir uns auch schon gerne gebeamt hätten. Ganz neu gebaut ist sie und hat noch keinen Anschluss ans Straßennetz. „Fahren Sie besser dort“ sagt der nette Straßenarbeiter und hilft uns die Räder samt Gepäck über die Leitplanken und ähnliche Hindernisse zu schaffen. Vermutlich sind wir die ersten, die die Alternativstraße, zu Autobahn benutzen und einweihen durften …

Wir sind recht früh an unserem Zielort. Weiterfahren ist wegen Unterkünften doof. Und Abenteuer hatten wir heute eh genug…

17. Oktober / km 2057

17. Oktober / km 2057 / Guadalajara (E)

Castello von Jadraque

Für alle Puschelunkundigen: Saltopuschel in Aktion

Klick auf: Saltopuschel

War das eine Plackerei heute! Man hat das Gefühl, dass der Wind täglich zunimmt. In der Mittagspause fasst Dieter den Vormittag zusammen: “Ich trete mir hier die Augen vor den Kopf und der Tacho steht gerade mal auf 12 km/h – und das auf der Ebene…

Mittagspause in einem der wenigen Orte am Weg. Die Fensterläden und Türen sind alle geschlossen, nur zwei Katzen sind unterwegs, sonst keine Menschenseele. Brot gibt es auch nicht zu kaufen, wie wir gehofft haben. Kaum haben wir uns hingesetzt, fährt ein Auto vor, der Fahrer setzt sich auf dem Platz uns gegenüber, macht Mittag. Kurze Zeit später öffnet sich die erste Tür, ein weiterer Mann setzt sich vor sein Haus, weitere folgen. Alle sitzen in gebührendem Abstand und beobachten die Fremden. Wären wir noch länger geblieben, hätte sich vermutlich das ganze Dorf vor die Tür begeben und uns neugierig beäugt. Dann ist da also doch wer …

Die Landschaft ist wunderbar, manchmal fühlt man sich wo ganz anders, vielleicht in der Mongolei? Wenn Dschingis Khan vorbei geritten käme, würde man sich nicht wundern. Aber dann sind da die Castello´s, die uns daran erinnern wo wir sind.

30 Kilometer vor Guadalajara füllt uns eine nette Spanierin noch die Wasserflaschen auf, damit wir die nächsten Höhenmeter überleben – am Ende sind es dann über 1400 geworden, obwohl wir uns ja heute nur auf der Hochebene fortbewegt haben. Trotz Wind und Anstrengung war es eine super schöne Etappe. Nun sind wir glücklich, vor zwei riesen Familien-Pizzen zu sitzen. Uff die haben wir uns verdient.

Dieter schaut sich im Netz die Wetter-Prognose für den morgigen Tag an: ich glaube wir verklagen das Internet …

16. Oktober / km 1931

16. Oktober / km 1931 / Almazan (E)

Tarazona im Morgenlicht

wo die sanften Felle wachsen

Silikonkönig von Almazan

Wir schauen uns noch ein Weilchen in Tarazona um. Im Mittelalter war der Ort von größerer strategischer Bedeutung, es wurden viele Gebäude errichtet, die man heute noch bestaunen kann. Hier her würde ich gerne noch einmal wieder kommen. Die Morgensonne tut das ihr um alles ins rechte Licht zu rücken.

Der Wind pfeift uns wieder um die Ohren, duldet keine weiteren Geräusche neben sich. Er zerrt an der Kleidung, spielt mit dem Lenker. Vor allem bergauf ist das Vorankommen heute sehr mühsam.

Später auf der Hochebene wird es ein wenig besser. Wir sind nun auf 1200 Metern mit weitem, wunderschönem Panorama. Einsam ist es hier oben. Die wenigen kleinen Ansiedelungen scheinen schon lange verlassen. Doch die Felder werden bestellt – also sind schon noch ein paar Seelen hier geblieben. Ein Schäfer zieht mit seiner Herde durch das schwarze, vertrocknete Sonnenblumenfeld. Ein Stromhäuschen im Nirgendwo, die Drähte schon lange gekappt. Irgendwer hat an seine bröckelnden Mauern POESIA = LIBERTAD gesprüht. Im Graben neben der Straße liegt ein überfahrener Rehbock. Die flirrende Sonne lässt alle Kontraste unwirklich stark hervortreten. An den vergessenen Feldrändern, da wo das Gras nicht gemäht wurde, könnte man meinen, der Erde wächst ein richtiges Fell…

Die letzten 30 km müssen wir noch mal richtig gegen den Wind antreten und sind froh, es bis hierher zu schaffen. Unterkünfte sind dünn gesät.

Das Duschwasser stellen wir auf maximale Temperatur. Wärme – oh tut das gut!

Hier oben ist WiFi freie Zone… daher die Verzögerung.

15. Oktober / km 1835

15. Oktober / km 1835 / Tarazona (E)

in Zaragoza wachsen Türme aus dem Kopf

Kleine Rückblende: August dieses Jahr. Es ist ein lauer Sommerabend, Dieter und ich sitzen auf der Terrasse, reden von der großen Fahrt und planen ein wenig wo es denn lang gehen soll. Mit dem Finger auf der Landkarte kommen wir nach Zaragoza (Saragossa). „Hey, da gab es doch mal so ein Lied …“. Das Lied ist von der „Saragossa Band“, die hat vor vielen Jahren in der Disco von Ilja Richter den Zabadak besungen:

Seither witzeln wir, dass wir in Zaragoza auf den lustigen Zabadak treffen werden.

Der lustige Zabadak trifft uns. Beim ersten Schritt heute Morgen aus der Haustüre sind wir sofort im Bilde. Und er ist nicht lustig. Nein der Zabadak ist hundsgemein! Frontal weht er uns mit 55 km/h und ca. 13 Grad Celsius um die Ohren. Nee, das ist nicht witzig!

In Zaragoza Stadt (nach 30 km) müssen wir erschöpfungs- und hungertechnisch schon die erste Pause einlegen. Die Altstadt ist wunderschön, hier lohnt es sich zu verweilen, bevor wir wieder gegen das „himmlische Monster“ antreten…

In Spanien gibt es ja wunderschöne gebührenpflichtige Autobahnen auf denen man bestimmt prima vorankommen kann.  Ein paar tolle Verkehrsplaner sind nun auf die Idee gekommen, die Nationalstraßen auch schön und breit auszubauen. Das hat den Effekt, dass der komplette Verkehr, inklusive Schwerlastverkehr über die kleine Nationalstraße rollt. Die Autobahnen sind bis auf ganz wenig Fahrzeuge komplett verwaist. – wen wundert s, sparen müssen ja alle!

Die Anwohner sagen Danke, prima auch für uns einsame Radfahrer, ganz toll für den Staat, dem so sämtliche Mauteinnahmen flöten gehen. Da hat jemand wieder richtig gut mit gedacht…

(aufgrund des schönen neuen Straßenbelages sind heute auch nur zwei Speichen gebrochen…)

Am Abend entlässt uns der böse Zabadak aus seinen Klauen, die LKW fahren unsere kleine Bergstraße nicht mehr so gerne, es macht wieder Spaß unterwegs zu sein. Ich betrachte die Blätter der Olivenbäume, die in der Abendsonne funkeln. So  landen wir im richtig malerischen Tarazona und mieten uns in einem alten Gemäuer ein, wo früher die Mönche geschlafen haben.

14. Oktober / km 1717

14. Oktober / km 1717 / Osera de Ebro

Dieter auf dem Mond

… und die dazugehörige Vegetation

Kannst Du Dich erinnern, wann wir das letzte Mal Rührei zum Frühstück hatten? …das gibt Kraft und wir starten in einen sonnigen, recht kühlen Sonntagmorgen.

Alles wirkt wie ausgestorben, kaum Verkehr, menschenleer, vieles steht zum Verkauf, die Läden geschlossen. Hin und wieder Industrieanlagen, heute stehen auch sie still.

Die Berge am Horizont schauen aus, als ob eine große Schere ihre Spitzen abgeschnitten hätte, so exakt wie mit dem Lineal gezogen.

Das Land ist im Vergleich zur Küste schon wesentlich brauner, felsiger und trockener geworden. Doch als wir über die Spitze eines kleinen Bergkammes fahren, denke ich, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein. Plötzlich regiert die Dürre und führt ein strenges Regiment. Jedes zarte Grün wird im Keim erstickt, nur noch braunes Gestrüpp kann überleben. Trockene Disteln, Steine, Plastikflaschen und jede Menge zerfetzte Autoreifen zieren den Straßenrand. Grau und weiß sind die vorherrschenden Farben.

Später in der Ebene Richtung Zaragoza wird es langsam wieder etwas fruchtbarer und grüner. Wir kreuzen den Jakobsweg, leider ohne pilgerndes Fußvolk.

Bis Zaragoza wollten wir fahren, doch das Wetter macht uns einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Der Wind wird so heftig, dass an ein Weiterkommen nicht mehr zu denken ist, direkt vor uns baut sich eine dunkelschwarze Gewitterfront auf. Wir brechen ab, nehmen fluchtartig ein Zimmer in einer Fernfahrerkneipe, wenige Minuten später beginnt der große Gewitterregen. Hinter der Scheibe ist das Unwetter über dem Ebro nun richtig spannend.

(Laut Wetterseite im Internet hat der Wind draußen die Stärke 8 mit Böen um 65 km/h … aber morgen soll angeblich wieder die Sonne scheinen)

13. Oktober / km 1603

13. Oktober / km 1603 / Lleida (E)

 

völlig unnötiges, vermutlich EU finanziertes Bauprojekt

Eine kurze Radinspektion ist vor der Abfahrt noch von Nöten – irgendwas hat ein komisches Geräusch an Dieters Rad gemacht. Diagnose: doppelter Speichenbruch – gut, dass wir noch zwei als Ersatz mitgenommen haben, so dass der Schaden schnell behoben werden kann.

Ich wackele vorsichtshalber auch mal an meinen Speichen: gleiche Diagnose: doppelter Speichenbruch … au weia nun ist Alarm angesagt. Die Radhändler in dem kleinen Ort machen Brückentag, morgen ist Sonntag, also einfach nachkaufen ist nicht. Was tun?

Olaf greift tief in seine Garagen-Keller-Wunderkammer,  zaubert mehrere Laufräder hervor. Und – Bingo – eines hat tatsächlich die richtige Größe, hier dürfen wir uns bedienen. Zwei Speichen werden in mein Hinterrad geschraubt, sechs weitere Speichen klebt Dieter mit Klebeband an den Gepäckträger, wo sie nicht geknickt werden können.  – für schlechte Zeiten. Heiliger Olaf, da haben wir ja noch mal Glück gehabt!

(Ich weiß nicht, welches Schlagloch ich dafür verfluchen soll – oder war es die „Saltopuschelpassage“?)

Birgit macht Abschiedsfotos, die Kinder streicheln noch die „coolen Puschels“. Dann geht los, verspätet, aber mit heilem Material.

Olaf begleitet uns mit dem Rennrad bis in die Hälfte der Strecke. So ein großer Mensch macht ordentlich Windschatten, so dass es anfangs richtig gut rollt. Später geht’s in die Berge, da muss jeder selbst hoch, aber Olaf trägt in seinem Rucksack das Mittagessen für uns mit. Wir hatten die letzten beiden Tage echt das „Rundum Sorglos Paket auf ganzer Linie“… Eine schöne gemeinsame Pause mit Panoramablick über all die Serpentinen, die wir uns gerade hoch gequält haben, verbringen wir noch zusammen, dann trennen sich unsere Wege. Danke für Alles!

Dieter und ich rollen die eine Seite des Hügels hinunter, Olaf die andere.

Wir erreichen unseren Zielort Lleida sogar noch relativ früh, finden direkt eine günstige Unterkunft. So muss es sein.

12. Oktober / Barcelona

12. Oktober / Vilafranca & Barcelona

alte Bürgersteigfliesen

Die „Bahnhofspolizei“ erwartet uns

nach kurzem Regenguss in Vilafranca

Mia hat zum Abschied ein Bild für uns gemalt. Mit Maus, Rose und Sonnenglitter. Danke! Wir freuen uns sehr darüber und werden es behutsam mit uns nehmen.

In Barcelona wird zum Nationalfeiertag für die Unabhängigkeit Kataloniens demonstriert. Polizei überall, Hubschrauber kreisen über die Stadt. Aber alles scheint friedlich zu verlaufen.

Wir dachten eigentlich, dass heute ein guter Tag für eine Stadtbesichtigung sei. Die Geschäfte haben aber alle geöffnet, es ist wie offener Sonntag vor Weihnachten. Viele Touristengruppen mit Koffern und Taschen ziehen umher. Die Stadt ist voll von Menschen. Wir besuchen die „Sagrada Familia“ nur von außen, da wir nicht zwei Stunden um ein Ticket anstehen wollen. Wir laufen viel umher und treffen ständig auf eines der tollen Gaudi Häuser, an denen man sich kaum satt sehen kann.

Später im Zug zurück nach Vilafranca herrscht eine Geräuschkulisse vom Feinsten. Hier ist es genauso voll wie in der Stadt, alle reden durcheinander, mit dem Nachbar, mit dem Handy, oder spielen irgendwelche Computerspiele. Zwischendurch die Lautsprecherstimme, die die nächste Station ansagt, der Alarm der Türen bevor sie schließen. Über allem tönen lautstark zwei Jungs, die auf der Flöte üben. Jeden Ton dreimal anblasen und möglichst genau treffen. Heraus kommt ein zumeist erbärmliches Geheule und Gequietsche, die Menschen um uns herum schauen sehr genervt drein, einige flüchten ins nächste Abteil – uns amüsiert es und ganz zum Abschluss geben sie ein wildes, improvisiertes Konzert…

Birgit, Olaf und die beiden Zwerge holen uns vom Bahnhof ab. Wir gehen sehr lecker Essen. Ich sag nur: geschmorte Schweinebäckchen…

Es ist nicht weit zur Wohnung zurück, aber auf diesem kurzen Stückchen werden wir alle so was von geduscht, dass wir triefen und den Sturzbäche auf der Straße ausweichen müssen. Vor allem die Kinder auf ihren schlitternden Tretrollern haben Spaß …

11. Oktober / km 1477

11.Oktober / km 1477 Vilafraca del Penedes (E)

Treppenaufgang im antiken Hostal

Internationale Hundedusche

Die Regengüsse begleiten uns durch die ganze Nacht und hören am Morgen auf. Auf dem Markt gehe ich Brot für s Frühstück holen, beobachte das geschäftige Treiben der Verkäufer, die schon ihre Waren ausladen, es ist noch früh.

Das Hostal in dem wir übernachtet haben ist ein wunderschönes,  135 Jahre altes Gebäude und war immer im Familienbesitz, wie mir die Dame stolz Auskunft gibt. Fast tut es mir leid schon wieder lebe wohl zu sagen.

Am Vormittag finden wir ein Sträßchen über die Berge mit tollem Panorama auf die steile, felsige Küste. Dann geht es wieder runter ans Wasser nach lloret de Mar, ein krasser Wechsel zur wilden Küste von vorhin. Die Bausünden aus der Franco Ära fallen direkt ins Auge, jedes Fleckchen ist zugebaut, eine Bettenburg neben der anderen. Auch ein Ort reiht sich an den nächsten – und das geht so bis Barcelona. Die Stadt ist nichts für Radfahrer. Alle 300 Meter eine rote Ampel an der man mit den Mopedfahrern um die besten Startplätze kämpfen muss. Bis wir die Packesel wieder in Schwung haben, ist die nächste schon wieder rot…

Am Abend wollen wir bei Freunden in Vilafranca sein. Leider ist die Strecke ist unmöglich mehr im Hellen zu schaffen und so verabreden wir uns mit Olaf, der uns die letzten Kilometer mit dem Auto entgegenkommt. Nach einigen Handy-Ortungsgesprächen finden wir tatsächlich zusammen, er nimmt uns und die Radels mit nach Hause, wo schon ein super leckeres, typisch katalanisches Abendessen mit Tostadas und Tortilla vorbereitet ist. Wir sitzen noch lange zusammen. Die beiden Kinder, Mia und Lukas dürfen auch aufbleiben, denn Freitag ist hier Nationalfeiertag. Mia unterrichtet mich in Katalan „Lies mal vor“ sagt sie immer…

Den Feiertag wollen wir dazu nutzen, mit dem Zug nach Barcelona zurück zu fahren und den Tag über die „Ramblas zu schlendern…

Heute Morgen weckt uns Mia mit einem fröhlich: „Ich will aufstehen…“